Hitze, Duft und ein bisschen Theater: Aufgussmeister Dani Gufler
Im Interview erzählt Sauna-Aufgussmeister und Küng Projektleiter Dani Gufler, wie aus einem Ritual ein kleines Schauspiel wird. Und warum die Schweiz dabei noch viel Nachholbedarf hat.
- Was ist ein Aufgussmeister?
- Welche Aufguss-Technik ist Dein Favorit?
- Wie kams, dass Du zum Aufguss-Meister geworden bist?
- Wie bereitest Du Dich mental und körperlich auf einen grossen Aufguss vor?
- Welche Rolle spielt der Duft beim Aufguss?
- Was unterscheidet einen «gewöhnlichen» von einem richtig guten Aufguss?
- Welche Wirkung kann ein Aufguss auf Körper und Geist haben?
- Viele Gäste suchen Show-Effekt, andere Ruhe. Wie bringst Du beides zusammen?
- Welchen Tipp gibst Du Sauna-Anfänger:innen mit, damit sie den Aufguss bewusst erleben können?
- Wie hat sich die Aufguss-Kultur in den letzten Jahren verändert?
Was ist ein Aufgussmeister?
Im Kern bin ich dafür verantwortlich, den Sauna-Aufguss zu zelebrieren: Ein Ritual, das meist zwischen zehn und fünfzehn Minuten dauert. Dabei unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen: den klassischen Aufguss mit Musik und Düften wie Waldnoten, Blüten oder Zitrus, den Relax-Aufguss, der ganz ruhig abläuft und die Gäste auf den Holzbänken liegen, den Freestyle, bei dem viele Techniken und Tricks gezeigt werden, und natürlich den Show-Aufguss – eine Art kleines Theaterstück in der Sauna, mit Kostümen, Geschichten und abgestimmten Essenzen. Immer aber geht es darum, Hitze und Luft so zu bewegen, dass die Gäste sie intensiv spüren.
Wie kams, dass Du zum Aufguss-Meister geworden bist?
Ich komme aus dem Südtirol, wo ich in einem Fünf-Sterne-Hotel als Personaltrainer gearbeitet habe. Meine Kollegen waren dort schon Saunameister. Eines Tages hat mir der Verantwortliche einfach Handtuch und Kübel in die Hand gedrückt. Und dann hat es mich gepackt. Ich habe Kurse besucht, die Basics gelernt, und danach hiess es: trainieren, üben, Erfahrungen sammeln. Im Südtirol sind Show-Aufgüsse übrigens längst etabliert, während ich in der Schweiz anfangs erstaunt war, wie klassisch und zurückhaltend die Saunakultur noch ist.
Wie bereitest Du Dich mental und körperlich auf einen grossen Aufguss vor?
Bei den klassischen Aufgüssen läuft vieles routiniert: Ich wähle die Musik und lege los. Bei Show-Aufgüssen ist es anders: Da plane ich sehr genau, wann ich welche Wedeltücher nehme, wann Eis ins Spiel kommt, wie die Übergänge sind. Das ist wie eine kleine Choreografie.
Was unterscheidet einen «gewöhnlichen» von einem richtig guten Aufguss?
Gute Frage. Ich denke, die Leidenschaft und Professionalität des Aufgussmeisters. Wasser auf die Steine giessen kann jede und jeder. Aber die Verbindung mit den Gästen, das Gespür für den Moment – das macht den Unterschied.
Welche Wirkung kann ein Aufguss auf Körper und Geist haben?
Er regt den Kreislauf an, hilft dem Körper, Giftstoffe abzutransportieren, und kann wunderbar entspannen. Wichtig ist aber, dass man ihn bewusst erlebt: nicht mit vollem Magen, dafür mit genügend Flüssigkeit und Ruhe danach. Abkühlen ist zentral: ob mit Dusche, Frischluft oder, wenn möglich, einer Schneekammer. Der Wechsel von 85 Grad in der Sauna zu minus 12 Grad ist ein unglaubliches Erlebnis.
Viele Gäste suchen Show-Effekt, andere Ruhe. Wie bringst Du beides zusammen?
Indem ich das Angebot variiere. Wer Geschichten und Action liebt, findet sich beim Show-Aufguss wieder. Wer lieber loslässt, geniesst einen Relax-Aufguss. Das Schöne ist: Es gibt für jede Stimmung die passende Form.
Wie hat sich die Aufguss-Kultur in den letzten Jahren verändert?
Früher war alles sehr klassisch. Mit den Meisterschaften kamen Show und Freestyle hinzu – manchmal so sehr, dass es mehr um Tricks mit dem Tuch ging als um die Luft in der Sauna. Jetzt entwickelt sich die Szene wieder zurück zum Wesentlichen: die Hitze und den Duft erlebbar zu machen. Das ist für mich eine gesunde Balance.